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Da, wo der Senf ganz einfach dazugehört

«Irgendwie vom Himmel gefallen»:
Monika Joss und Reto Kaufmann suchten eigentlich nur nach neuen Lagerkapazitäten – nun hat sich das Lädeli zum Gnusswärch-Bistro emanzipiert.

Hand aufs Herz: Wegenstetten, dieses Fricktaler Dorf mit seiner etwas über tausendköpfigen Einwohnerschaft, kennen die meisten doch höchstens vom gelegentlichen Durchfahren – wenn überhaupt. Mit etwas Glück ist einem womöglich zu Ohren gekommen, dass es dort am Waldrand irgendwo eine sehenswerte Lourdes-Grotte gibt.

Wegenstetten hatte bis vor wenigen Jahren noch zwei Restaurants: den Landgasthof Schlüssel und das Restaurant Adler. Ersterer wurde zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut. Und im Adler wirtete bis vor der Pandemie die über 80-jährige Besitzerin ganz allein.

Wer heutzutage durch Wegenstetten fährt, dem fällt auf: Etwa auf halber Strecke zwischen den beiden ehemaligen Wirtshäusern sitzen oft ein Dutzend oder mehr Personen um Tische vor einem Lokal. Dieses Lokal namens Gnusswärch ist zwar neben dem eigenen Lädeli «nur» ein Bistro. Aber eines, das sich innert kürzester Zeit zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt hat. Dieses Bistro ist «eher zufällig und nicht geplant» entstanden, wie das Gastgeberpaar einräumt. Monika Joss (57) spricht davon, dass das Ganze «irgendwie vom Himmel gefallen» ist. Zusammen mit ihrem Partner Reto Kaufmann (50) habe sie vor fünf Jahren damit begonnen, Senf-Eigenkreationen herzustellen und diese Senfe zusammen mit diversen Konfitüren an den regionalen Märkten anzubieten. Das Echo war derart überwältigend, dass die beiden die Produktion erweitern und bald schon nach Lagerkapazitäten suchen mussten. Fündig wurden sie gegen Ende 2019 in Wegenstetten in Form eines Ladens, der im Verlauf der letzten 100 Jahre unter anderem als Blumenladen, als Lebensmittelgeschäft, Büro und als Solarium gedient hatte.

Und weil Joss und Kaufmann beide noch voll im Berufsleben standen – er als Maurer, sie als Arztgehilfin –, mussten sie ihre Pensen bereits etwas reduzieren. Dies umso mehr, als sich das ursprünglich als Gnusslädeli konzipierte Lokal zunehmend als Bistro emanzipierte und etablierte. Reto Kaufmann: «Wir haben zwei, drei Tischchen im Laden und draussen platziert, damit man auch einen Kaffee trinken kann oder etwas anderes. Nach kurzer Zeit kamen immer mehr Leute, die etwas trinken oder sogar essen wollten.»

Tatsächlich erfreut sich das Gnusswärch mittlerweile einer treuen und wachsenden Stammkundschaft, und das Duo Joss/Kaufmann ist gefordert, die Gäste zu empfangen und zu bewirten. Viele der Gäste leben in Wegenstetten und freuen sich, dass es endlich wieder ein Lokal im Dorf gibt. Auch die Vereine und sogar die Mitglieder des Gemeinderates sind abends hier anzutreffen. Dazu gesellen sich Durchreisende und Gäste aus den umliegenden Gemeinden.

Wie wichtig das Bistro inzwischen auch für Wegenstetten selber ist, zeigt sich an folgender Geschichte, die uns Monika Joss erzählt: «Eines Abends sass ein Wegenstetter von ganz oben neben einem, der am anderen Dorfende wohnt. Die beiden kannten sich höchstens vom Hörensagen. Bald sagte der eine zum anderen: Du bist ja ein ganz feiner Kerl; schön, habe ich dich endlich kennen gelernt.»

Die Arbeitsteilung der Gastgeber sieht so aus: Während Monika Joss das Administrative und die Buchhaltung erledigt und primär für den Laden zuständig ist, steht Reto Kaufmann im Einsatz für den Einkauf und die Wünsche der Bistrogäste. Geselligkeit werde im Gnusswärch-Bistro grossgeschrieben.

Weil es sich um ein Bistro handelt und die Küche nur rudimentär eingerichtet ist, hat niemand übersteigerte Erwartungen bezüglich des Essens. So bleibt die Karte mit Speckbrettli, Rauchwürstli und Wurstsalat vorläufig bewusst überschaubar.

Bei unserem Besuch lassen wir uns ein Paar Rauchwürstli (13.50 Fr.) bringen. Angereichert mit Gürkli, Tomätli, Ziebeli und feinem Holzofenbrot, hübsch dargereicht auf einem schönen Bauernteller, macht das Ganze einen repräsentablen Eindruck. Zusammen mit Senfen aus eigener Produktion schmeckt es uns ganz prima. Reto Kaufmann serviert uns den Chili-Chnobli-Senf und jenen mit Whisky-Honig. Abgerundet wird unser Essen mit einem Limoncello – selbstredend ebenfalls hausgemacht.

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